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Fassade und Dom 

Frankfurt am Main

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Eck-Ornamente 

Frankfurt am Main

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Fassade 

Frankfurt am Main

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Fassade 

Frankfurt am Main

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Fassade 

Frankfurt am Main

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Die Goldene Waage 

Frankfurt am Main

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Eckfassade 

Frankfurt am Main

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Eck-Ornamente 

Frankfurt am Main

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Fassade 

Frankfurt am Main

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Fenster 

Frankfurt am Main

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Dom und die Goldene Waage 

Frankfurt am Main

Goldene Waage – DomRömer Areal, Frankfurt am Main

  • Bauherr

    Dom Römer GmbH, Stadt Frankfurt am Main

  • Bauzeit

    2012 – 2018

  • Gesamtfläche

    960 m² BGF

  • Vergabeform

    VOF Verfahren

Rekonstruktion, Historisches Museum, Stoltze Museum, Café

Das Vorderhaus wird vom historischen Museum genutzt und zeigt die Einrichtung einer Kaufmannsfamilie aus dem frühen 17. Jahrhundert. Im Hinterhaus befinden sich die Räume des Stoltze Museums. Das Erdgeschoss wird als Café genutzt.

Architektonisches Konzept

Das ursprüngliche Gebäude wurde zwischen 1618 und 1619 in der Altstadt „Am Markt“ errichtet. Die Straße „Am Markt“ verlief zwischen dem „Dom“ St. Bartholomäus auf dem Domhügel und dem Rathaus am Römer. Hier standen die Kauf- und Handelskontore, die Handelshöfe wie der Rebstockhof und der Nürnberger Hof. Hier fand über Jahrhunderte die Frankfurter Messe statt.

Die „Goldene Waage“ wurde nach Ihrer Bebauung 1616–19 als das bedeutendste und prächtigste Spätrenaissance-Haus der Stadt Frankfurt am Main angeben, was viele Veröffentlichungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen. Erbauer war der Großkaufmann Abraham van Hamel, der als Religionsflüchtling Ende des 16. Jahrhunderts aus den spanischen Niederlanden kam. Die „Goldene Waage“ ist als Denkmal ein Zeugnis für die Migrationsgeschichte der Stadt Frankfurt und der kulturellen Befruchtungen, die die Stadt durch die Religionsflüchtlinge zu Beginn der Neuzeit erhielt. Zu dieser sozialgeschichtlichen, historischen Dimension fügt sich die baukünstlerische Bedeutung. Als Eckhaus gegenüber dem großen Pfarrturm ist die„Goldene Waage“ Teil des Projektes „Städtebaulicher Denkmalpflege“, das durch den Wiederaufbau des Stadtgebietes zwischen Dom und Rathaus Frankfurter Stadtgeschichte wieder sichtbar macht. Die Parzellierung und Giebelstellung der Häuser, die Fassung der Raumkanten von Straßen, Gassen und Plätzen, die Raumfolgen werden wieder erlebbar.

Die Fundamente der Goldenen Waage und die Einbeziehung der karolingischen Außenmauer in das Kellergewölbe führte zu Einschränkungen für den heutigen Wiederaufbau des Renaissance-Hauses. Die Keller konnten nicht rekonstruiert werden. Der heutige Neubau steht auf einer Gründungsplatte um die karolingische Pfalz Ludwig des Frommen als Ruine vollständig zugänglich und im archäologischen Garten zeigen zu können.

Die Golden Waage, Handelshaus eines Großkaufmanns, zeigt die typische Hausform und Raumfolge der damaligen Zeit. Vorderhaus mit Kontor im Erdgeschoss und Wohnräume in den Obergeschossen waren über ein Höfchen mit Wendelstein einer Wendeltreppe mit dem Hinterhaus und Garten verbunden. Im Hinterhaus befanden sich die Produktionsräume und die Kammern des Gesindes. Teile des Hauses waren unterkellert. Auf dem Dach des Hinterhauses stand das berühmte Belvederchen mit einer vorgelagerten Dachterrasse mit Brunnenhaus und Grotte.

Die Planung des schöpferischen Nachbaus der „Goldene Waage“ in Frankfurt am Main zeigt, dass der gesamte Planungsprozess von einer ständigen Bauforschung begleitet werden muss. Bei der Rekonstruktion der Goldenen Waage wurden die erhaltene, originale Substanz, sogenannte Spolien, der erwähnten Bauteile wieder eingebaut. Neben Quellen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts konnten die originalen Bauteile, die den Krieg überdauert haben, zur Analyse herangezogen werden. Bei genauerer Analyse dieser Dokumente zeigt sich, dass die Zeichnungen nicht mit den Fotos und den Spolien übereinstimmen. Die Zeichnungen sind idealisiert, schematisch und teilweise fehlerhaft. Gleichzeitig gibt es viele „Weiße Flecken“, d. h. Räume und Raumfolgen oder Bauteile, die nicht durch Fotos oder Zeichnungen zu belegen sind.

Bauzeitlich um 1619 war die Goldene Waage ein Lowtech-Haus ohne Kanal und Wasseranschluss und ohne elektrischen Strom. Heute wird durch unsere Baugesetze und Nutzungsanforderungen aus der Goldenen Waage ein Hightech-Gebäude, das die technischen Standards, die Anforderungen an Wärmeschutz, Schallschutz und Brandschutz, erfüllt.

Kunstprojekt

Das Kunstprojekt in der „Goldenen Waage“ hat das Ziel künstlerische Arbeiten gegenwärtiger Künstler/innen im Inneren des wieder aufgebauten Hauses an Stellen zu zeigen, wo die Quellen und Dokumentenlage nicht ausreichend für eine Rekonstruktion ist. Folglich haben wir vorgeschlagen, hier die Vergangenheit nicht zu erfinden, sondern von zeitgenössischen Künstlern die weißen Flecken füllen und diese Arbeiten ausführen zu lassen. Durch die Neuinterpretation dieser Künstler entsteht die Möglichkeit, der Bildwelt der „Nordischen Renaissance“ gegenwärtige Vorstellungen gegenüber zu stellen, um so ein Spannungsverhältnis im Detail zu erzeugen, wie dies zwischen den Rekonstruktionen neben den Neubauten im DomRömer-Quartier gelingt. Folgende Projekte werden ausgeführt:

1. Decke im Belvederche

Der T-förmige Grundriss des Bellvederchens war von einer Tonnendecke überwölbt. Textliche Quellen bezeugen, dass diese Decken mit Musikinstrumenten und Ranken bemalt waren. Zeitgenössische Beispiele des 16. Jahrhunderts in Italien zeigen berankte Gitter, in die Gamben und Violen gehängt sind, wie wir dies aus den Boboli-Gärten in Florenz (1583 – 1593) kennen.
Künstler: Edward Allington, London

2. Decke in der hinteren Halle im Erdgeschoss

Für die vier Meter hohe hintere Halle bildet eine segmentbogenartige, gewölbte Tonne den oberen Raumabschluss. Hierfür hat der Frankfurter Künstler Udo Koch, ausgehend von der Pflanzenthematik, die wir bei vielen Renaissance-Decken finden, ein Deckenbild entwickelt, das eine Akelei als Ausgangspunkt wählt. Die Akelei ist uns durch Albrecht Dürers schönes Aquarell bekannt. Koch entwickelt aus der Akelei ein fraktales Deckenbild, das das Raum-Zeit-Denken unserer Gegenwart vermittelt. In den Farben Blau – Grün – Weiß breitet es sich über die gekrümmte Fläche bis zum Rand aus.
Künstler: Udo Koch, Frankfurt am Main  

3. Stuckdecken in den Vorräumen – Fluren – des Verbindungsbaus

In den Fluren, die wir von der Wendeltreppe und vom Treppenbau M7 betreten, bilden zeitgenössische Stuckdecken, dynamische Farbreliefs, die sich beim durchschreiten der Räume durch die sich ändernde Blickrichtung vielfältig verändern. Ein historisches Thema wird neu interpretiert.
Künstlerin: Anna Otto, Frankfurt am Main